Fliegenfischen in der Mur
Egal mit welchem Mur-Angler man spricht, großteils entwicklen sich die Gespräche relativ rasch immer ein eine Richtung… “früher war alles besser…”, “der Fischotter rottet alles was schwimmt in der Mur aus…”, “der Fischreiher frisst am Tag das fünffache seines Körpergewichts und löscht damit alles Leben in der Mur aus…”. Frustrierter Angler kommen wir am Weg zur Mur entgegen und sagen mir, dass ich gleich umdrehen kann, denn in dieser Mur gibt es keinen Fisch mehr zu fangen. Wie gesagt, das sind keine Einzelfälle, solche Gespräche kommen mir seit Jahren unter.
Klar, ich war vor 25 Jahren noch nicht in der glücklichen Lage in der Mur fischen zu dürfen, denn zu dieser Zeit, sollte es ein Traum gewesen sein. Arnold Schwarzenegger und Peter Alexander seien extra von weit her angereist, um hier in der Mur, in meinem Abschnitt Forellen, Äschen und Huchen zu fangen und sie gingen mit vollen Keschern heim… so die Erzählungen aus der “guten alten Zeit” vom Fliegenfischen in der Mur.
Der gestiegene Angeldruck an der Mur…
Klar hat sich in der Zwischenzeit extrem viel verändert. Der Angeldruck ist sicherlich über die Jahre hinweg drastisch gestiegen. Die Zahl der Menschen, die das Angeln als Hobby und Ausgleich für sich entdeckt haben ist definitiv größer geworden, das zeigen alleine die Umsätze und Zahlen aus der Wirtschaft in diesem Bereich. Die Vermarktung des Angelns hat eine Wendung vom schnöden, langweiligen Wurmangler mit Hut und Gummistiefel, hin zu einem ausgeglichenen, naturverbundenen modernen Individuum gemacht. Man muss sich ja nur ansehen, wie die Anzahl der Angebote zu Angelreisen in den letzten Jahren gestiegen ist, das Guiding sich mittlerweile bei vielen als Haupteinnahmequelle etabliert hat und die jungen Leute mit Sponsoren, Hig-Tech-Tackle und Ausrüstungen von mehreren tausend Euro, Nächte lang an Gewässern verbringen, um den Karpfen ihres Lebens zu fangen.
Die Verbauungen der Mur…
Andere behaupten, dass all die Verbauungen mit Kraftwerken und sonstige Eingriffe in die Natur einen starken Rückgang der Fischbestände in der Mur herbeiführen und sich die Fischbestände auch durch Nachbesetzungsmaßnahmen nicht mehr erholen. Ja klar ist da was dran, das ist aber auch ein ewiger Streitpunkt, denn wir alle brauchen den Strom und könnten uns ein Leben ohne Elektrizität nicht vorstellen, doch irgendwo her muss er kommen… Wenn nicht vom Flusskraftwerk, dann als Atomstrom vom Ausland oder aus dem Kohlekraftwerk ums Eck, was meiner Meinung nach den Planeten noch viel mehr schaden würde.
Die Gier der Menschen in der Mur…
Klar sind die Gebühren für Lizenzen an solchen Gewässern im internationalen Vergleich eigentlich eine Frechheit, doch viele Gesinnungsgenossen sehen dies als Grund dafür, alles was kreucht und fleucht, egal ob maßig oder untermaßig, egal ob schon weit über dem Fanglimit, in den Kofferraum zu packen. Dies mit der Begründung, dass man ja bei diesen Preisen jeden Fisch mitnehmen muss, damit es sich “rechnet”… ähhm… legt diesen Gedanken mal auf andere Hobbies um… da entstehen ganz witzige Idee, die erst Zeigen wie absurd diese Denkweise ist. Klar nehm ich auch mal eine oder zwei Fische mit, da wir hier in der glücklichen Lage sind, dass die Wasserqualität dies erlaubt. Doch muss ich wirklich aus Gier und Geiz alles entnehmen was mir so in einer Saison an den Haken geht?
Die richtigen Fliegen und Spots an der Mur…
So, wir haben also ganz viele Einflüsse, die es definitiv schwieriger machen um an einen Fisch zu kommen. Doch wir haben auch viel mehr Möglichkeiten als früher, um neue Plätze zu finden, mit neuen Ködern für frische Reize zu sorgen und somit dennoch an den ein oder anderen Fisch zu gelangen. Mit meiner Drohne konnte ich schon den ein oder anderen Spot mit Schwärmen von Fischen ausfindig machen, den ich ohne dieses Gadeget bestimmt nicht gefunden hätte. Ich kann mich an eine Episode erinnern, wo mir ein langjähriger Mur-Fischer mitten in der Mur wieder mal erzählen wollte, dass “wenn auf die Hirschhaar-Fliege nix beisst, dann kannst zusammenpacken, dann fressen sie garnix…” Diese trug er mehrfach ganz stolz und kess auf seinem Fischerhut und er fing an diesem Tag anscheinend wirklich nichts damit… dementsprechend frustriert war er… ich hingegen hab erst drei schöne Äschen auf meine CDC Trockenfliege und dann noch weitere fünf, fette Forellen auf meine Emerger Nymphen gefangen, zwei auf die Farbe Grün, drei weitere auf die Farbe Pink, als sie auf die grüne Nymphe nicht mehr beissen wollten, ich aber dennoch wahrnahm, dass noch Forellen am Spot waren… Wir fischten beide beim selben Einstieg, er war nur schon den ganzen Nachmittag unterwegs und hatte zig weitere Spots in den Beinen, leider ohne Erfolg…
Vielleicht beissen sie nicht mehr auf die Muster von vor 20 Jahren, vielleicht hat sich ihrer Nahrungsaufnahme aufgrund von äußeren Einflüssen derart verändert, dass die auf eine komplett neues Beuteschema eingestellt sind?!? all das ist Möglich… und genau diese Flexibilität ist notwendig um auch zukünftig weiter Fische in der Mur zu fangen, auch wenn es weniger Fische gibt und mehr Angler sich die Füße blutig stehen… Ich zum Beispiel habe in meiner Ködertasche beim Spinnfischen, Köder einer Form in zig verschiedenen Farben, weil sie ein bis zwei Jahre lang einfach der Bringer waren und ich zig schöne Raubfische damit landen konnte, nur seit einigen Jahren beisst kein einziger Fisch mehr auf diese Köder… ich versuche es immer wieder weil ich es selbst nicht glauben kann, aber es ist so… sie beissen einfach auf ein komplett anderes Laufverhalten, andere Farben und andere Führungstechniken… würde ich noch immer Fischen wie vor 15 Jahren, wäre ich auch einer dieser frustrierten Angler mit einem langen Gesicht, weil mein Kescher seit Jahren keinen Fisch mehr gesehen hätte. Vielleicht fängt genau dieser Köder in den verschiedenen Mustern ja in ein paar Jahren wieder… wer weiss, keiner kann sowas vorhersagen…
Also… es sind noch Fische da in der Mur, Äschen, Regenbogenforellen, Bachforellen, Huchen… alles da, nur vielleicht an anderen Stellen als ihr es gewohnt seid und mit einem veränderten Fressverhalten als vor 20 Jahren…und ja vielleicht weniger als es in der Vergangenheit der Fall war… aber traut euch doch an einem komplett neuen Spot, mit komplett neuen Ködern, ihr werdet sehen, es funktioniert… wenn vielleicht auch nicht gleich beim erstem Mal 😉
7 Kommentare
Tolle Seite die du da betreibst.:) Aber hier muss ich dir wirklich widersprechen. Die Äsche ist in der Mur massiv dezimiert worden, das sagen nicht nur die Fischer sondern auch die Ergebnisse der Elektrobefischung der Boku. Ebenso sind heuer beim Laichgeschäft so gut wie keine Äschen zu sehen gewesen. Das ging jetzt wirklich radikal bergab in den letzten 3 Jahren. Die Bachforelle ist quasi nicht mehr nachweisbar, abgesehen von ein paar Besatzfischen. Und die Regenbogen sind sowieso fast alle besetzt. Einzig Aitel,Nase und Huchen sind noch in nennenswerten Stückzahlen vorhanden. Und Wasserkraft ist nicht unbedingt besser als ein Kohlekraftwerk… Im Staubecken entsteht massiv Methangas welches mehr als 20x so klimaschädlich wie Co2 ist. Ich fische seit 2006 an der Mur und wenn noch 10% der Fische von damals drinnen sind dann ist das viel. Und das ist leider die Wahrheit.
Vielen Dank fürs Teilen deiner Wahrnehmung … ich hab den Verglich zu früher nicht, kenne es grundlegend dass abseits von klassischen Paylakes das Angeln nicht einfach ist und immer über zu wenig Fisch gejammert wird… zur Mur fehlt mir definitiv der Langzeitvergleich, da hast du sicherlich einen konkreteren Eindruck dadurch, da du schon seit 2006 dort unterwegs bist. Kennst du auch konkrete Gründe dafür? Ist er der Otter, manche behaupten der Huchen… was ist es wirklich?
Das Hauptproblem sind die Wasserkraftwerke. Fisching ist total verschlammt und dort wird beim nächsten größeren Hochwasser mit Sicherheit wieder gespült. Bis 2012 war die Mur top. An den Paradeplätzen tummelten sich noch hunderte/tausende Äschen und auch Forellen waren noch gut vertreten. Dann wurde in Fisching 2× innerhalb einer Woche gespült und der Fischbestand von Äschen und Forellen quasi vernichtet. Huchen überleben solche Kathastrophen etwas besser. Bis 2016 erholte sich der Bestand etwas, doch der Fraßdruck von Otter, Kormoran und Gänsesäger ist mittlerweile enorm. Ein Otter braucht über 1kg Fisch am Tag, also über 1000 maßige Fische im Jahr.. Und alleine in Judenburg sind mehrere unterwegs…
Dazu kommt noch, dass unterhalb von Fisching der Laichschotter fehlt und oberhalb von Judenburg die Strukturen und die Murnockerl. Ebenfalls hatten wir ein paar Sommer mit Wassertemperaturen über 20 Grad und das ist für die Bachforelle und Äsche kritisch. Die Huchen fressen natürlich auch was.. und es ist auch nicht sinnvoll Huchen zu setzen wenn der Futterfischbestand abnimmt.
Grundsätzlich kann man sagen die Kombination aus Wasserkraft und Prädatoren wird unsere Salmoniden an den Rand der Ausrottung bringen. Vor allem der Fischotter gehört auf ein natürliches Maß reduziert. Zum Beispiel gibt es an der Lavant in St. Andrä laut ÖKF nur noch 17kg/ha Fisch. 2003 vor dem Auftreten des Otters waren es noch 256kg/ha…
Alles in allem keine gute Zukunft in Sicht.
Aber in einem Punkt hast du 100% Recht. Gejammert haben die Fischer auch schon als es noch Millionen Fische gab;)
Danke für deine Einschätzung! OK, ich hab ja erst 2015 mit dem Fischen an der Mur begonnen, daher kenn ich die glorreichen alten Zeiten nicht mehr und bin schon den schütteren Besatz gewohnt. Wie schon erwähnt bin ich das tage- und wochenlange Suchen nach den Räubern von meinen Schottergruben und Seen gewohnt, vielleicht bin ich deswegen dahingehend etwas entspannter. Aber wenn man so wie du den direkten Vergleich zu den alten Zeiten hat ist das schon extrem krass. Schräg finde ich in diesem Zusammenhang aber schon, dass die Angelkarten dennoch von Jahr zu Jahr teurer werden, ohne dass wirkliche Gegenmaßnahmen von den Vereinen, Bund und Land eingeleitet werden. Da wird weiter abgezockt auf hohem Niveau, bis der letzte Fisch nicht mehr zu finden ist… das geht halt noch so lange gut, solange noch ein ansehnlicher Bestand an Huchen in der Mur ist. Da sehen viele über die fehlenden Äschen und Forellen hinweg… doch den wird es als nächstes in der Narungskette treffen, wenn ihm die Futterbasis fehlt…
Und ja, diese Spülungen sind sowohl an der Mur, als auch an anderen Gewässern ein Drama. Ganze Jahrgänge werden dadurch nachweißlich ausgelöscht und fehlen unwiederbringbar in den Beständen. Nur was ist wäre die Alternative, wenn schon mal ein Kraftwerk da ist? Ausbaggern ist den Betreibern zu Kostspielig und ich glaube auch dass die Staubereiche dafür in den wenigsten Fällen konzipiert sind.
Und der Fischotter wird, wenn keine gesetzliche Regulierung kommt, sich selbst ausrotten, wenn er auch kein Futter mehr in den Gewässern vorfindet, nur spätestens dann sind die Gewässer von Grund auf zerstört und bringt die natürliche Dezimierung des Fischotters auch nicht mehr….
Da ist mein Angeln nach Chatch&Release- nur ein Tropfen auf den heissen Stein… bei den paar Forellen im Jahr, die ich auf diese Weise nicht aus der Mur entnehme.
Predator.fishing Ja die glorreichen Zeiten kenne ich auch nicht mehr:) Es soll da Zeiten gegeben haben, in denen die Äschen an die Hühner verfüttert worden sind.
Aber damals Mitte der 2000er war die Welt noch halbwegs in Ordnung. Ohne viel Kenntnisse, und mit dem größten Mist haben wir damals als Jugendliche zu Fischen begonnen und immer tolle Erlebnisse gehabt und gut gefangen. Hundstage an denen es schwer ging gab es natürlich auch, aber man wusste dass Fische da waren. Sie waren ja reichlich beim Laichgeschäft zu beobachten. Heutzutage kann sich der Bestand durch den starken Fraßdruck der Predatoren zwischen den Spülungen nicht mehr erholen. Und anscheindend frisst der Otter sowieso lieber eine Äsche als einen Aitel. Oder diese sind einfach leichter zu erwischen, ich weiß es nicht. Der Aitel übernimmt langsam die Rolle der Äsche als Leitfisch und ist praktisch anspruchslos bezüglich Struktur etc. des Gewässers. Aktuell sind bei der Stauwurzel ja hunderte zu sehen. Im Vergleich dazu ein paar Äschen und ein paar besetze Regenbogen.
Die Lizenz wird natürlich wegen der vielen Huchenfischern von Jahr zu Jahr teurer. Es wird ja auch reichlich auf YouTube und Co. dafür geworben. Weniger Fisch, mehr Angler und eine teuere Lizenz ist die Konsequenz daraus.
Ja das mit den Aiteln ist mir auch schon aufgefallen, immer öfter gehen sie an den Haken… woran erkennst du, ob eine Forelle gesetzt wurde oder ob sie vom „Altbestand“ ist?
Die Besatzforellen haben weniger ausgeprägte Flossen, sind nicht so schön gefärbt und haben wenig Fluchtreflexe. Manchmal fehlt auch eine Flosse oder sie haben komische Verfärbungen. Teilweise auch am Mageninhalt, wenn hin und wieder eine Speiseforelle mit nach Hause geht. Da ist bei frisch besetzen außer Kraut und Müll selten was zu finden im Magen. Erst nach einer gewissen Zeit können sie Nahrung aus dem Fluss fressen. Bachforellen haben meistens diese hässlichen orangen Punkte………:(
Natürlich merkt man es auch wenn man mehrmals bei guten Bedingungen an den bekannten Plätzen war, mehr oder weniger gut gefangen hat und plötzlich zappeln Regenbogen zwischen 30 und 45 an Rute.