Zander auf die Schnelle
Zander auf die Schnelle, ja, ja, wenn das nur so einfach wäre! Udo versucht euch Tipps und Tricks dazu näherzubringen… Ein Zanderangler zu Saisonbeginn lässt sich häufig anhand leuchtender Augen, zufriedenem Lächeln und erhabenem Auftreten erkennen. Diese Charakterisierung trifft jedoch spätestens nach drei, vier Wochen nur noch auf die wenigsten Petrijünger zu. Die Leichtigkeit des Zanderangler-Seins kommt abhanden, sobald sich der Zielfisch rarmacht. An den Stellen, die noch vor kurzem wie wahre Zandernester schienen beißt nichts mehr und auch der neue Lieblingsköder kann dem Wasser kaum noch einen Fisch entlocken. Dies ist je nach Gewässer und Witterung häufig ab Ende Juni der Fall. Wer noch etwas Grün hinter den Ohren ist verfällt schnell der Behauptung, das Gewässer sei „leergefischt“. Alten Hasen verkneifen sich Klagen oder Ausreden, wissen sie doch, dass irgendwann im Herbst der Stachelritter wieder urplötzlich da ist. Doch wo steckt der Zielfisch in der Zwischenzeit? Zumindest für die meisten Flüsse und Ströme habe ich eine Antwort parat. Diese trifft auf all jene Fließgewässer zu, die über Uferbefestigungen in Form von Steinpackungen verfügen, denn genau an deren Fuße weilt der Zander zu dieser Zeit. Dies ist den meisten sicherlich geläufig. Noch relativ unbekannt ist die Tatsache, dass die Fische direkt in die Steinpackung ziehen, um Kleinfische zu jagen, die dort in großen Scharen nach Nahrung und Versteckmöglichkeiten suchen.
Zwar lässt sich sicher der ein oder andere Zander am Fuße der Steinpackung überlisten, doch in den Jagdphasen steigt die Wahrscheinlichkeit auf einen Biss um ein Vielfaches. Diese verbringen die Räuber größtenteils über dem Teppich aus Steinen, weshalb wir unseren Köder genau hier anbieten müssen, um dem Zandern auch im Sommer erfolgreich nachzustellen. Versuche diesen Gewässerbereich mit üblichen Methoden zu befischen werden vermutlich nicht von Erfolg gekrönt sein und höchstens den Gerätehändler glücklich machen. Wenig Fische, dafür viele Hänger und Abrisse sind häufig das Ergebnis solcher Experimente. Daher habe ich eine Methode entwickelt, die das Verhältnis von Hänger und Zandern umkehrt – das Vertikale Faulenzen. Am besten lässt sich die Technik als eine Symbiose aus Vertikalangeln und Drop-Shot-Fischen beschreiben. Die dazu verwendete Montage ähnelt dem herkömmlichen Dropshoten: An eine geflochtene Hauptschnur wird ein Drop-Shot-Vorfach geknüpft und mit einem – je nach Strömungsverhältnissen – 30 bis 50 gr. schweren Drop-Shot-Blei versehen. Wichtig ist dabei ein stabförmiges Belei zu nehmen, um die Hängergefahr zu reduzieren. Die Art und Weise der Köderpräsentation bedingt ein solch hohes Bleigewicht. Hierzu wird die Montage einige Meter vom Boot entfernte eingeworfen und kontrolliert zum Boden gelassen. Anschließend schleppt man den Köder mit Hilfe des E-Motors langsam über die Steinpackung. Dabei sollte man immer rückwärtsfahren, da sich das Boot so einfacher manövrieren lässt. Das Blei schleift durch die Schleppfahrt über den steinigen Grund und lässt den Köder permanent im fängigen Bereich spielen, bis dieser auf einen Trupp jagender Zander trifft.
Apropos Köder! Beim Vertikalen Faulenzen werden keine klassischen Drop-Shot-Köder verwendet, sondern Gummifische mit Schaufelschwanz. Mein absoluter Lieblingsköder ist der Quivershad von Fox Rage, der sich zum einen hervorragend auf einen Drop-Shot-Haken montieren lässt und zum anderen durch sein flankendes Laufverhalten die Zander zusätzlich reizt. Beim Vertikalen Faulenzen kommen herkömmliche Vertikalruten zum Einsatz, die ob der verwendeten Bleie ein hohes Wurfgewicht aufweisen sollte. Eine kleine Baitcast-Multirolle komplettiert das Gerät. Zur Verbindung von Hauptschnur und Vorfach bieten sich Ringe aus der Karpfenangelei an, die mittlerweile auch einigen Herstellern speziell für das Spinnfischen in Programm genommen haben. Das Vorfach selbst sollte entweder aus Fluocarbon sein oder – bei Hechtgefahr – aus Stahl bestehen. Die Köderführung an sich ist relative simpel und ohne größere Anstrengungen verbunden, weshalb sich der Beinamen Faulenzen etabliert hat. Es muss lediglich darauf geachtet werden, dass das Blei stätigen Grundkontakt hat und permanent über die Steine poltert. Zusätzlich kann dem Köder noch etwas Leben einhaucht werden, in dem man das Blei immer wieder leicht anlupft. Besonders vielversprechend ist es dem Köder mit der Rute für kurze Zeit nachzugehen, so dass dieser auf der Stelle stehen bleibt und langsam auspendeln.
Häufig erfolgt gerade jetzt eine Attacke. Neben der Köderpräsentation kommt dem Steuermann eine erfolgsentscheidende Rolle zu. Er sollte die Geschwindigkeit variieren und unterschiedliche Tiefenbereich der Steinpackung anfahren, bis sich der Erfolg einstellt. Dies kann mitunter auch Tageszeit abhängig sein. In den Morgen- und Abendstunden rauben die Stachelritter häufig dicht am Ufer in 1-2 Meter tiefen Wasser. Tagsüber treiben sie eher im unteren Bereich der Steinpackung ihr Unwesen. Zudem hat die Praxis gezeigt, dass es einen erheblichen Unterschied machen kann, ob mit oder gegen die Strömung gefahren wird. Durch diese Technik kann recht zügig ein großer Bereich befischt werden und die Chance auf jagende Zander zu treffen steigt enorm. Es scheint immer wieder kurze aber heftige Fressphasen zu geben, in denen die Zander zum Beutemachen in die Steinpackungen ziehen. In der restlichen Zeit liegen die Fische mehr oder weniger lethargisch am Fuße der Steinpackung. Deshalb kann die Fängigkeit eines Gewässerabschnitts innerhalb kürzester Zeit variieren. Wer herausgefunden hat wann der Zander wo auf Beutezug geht, kann wahre Sternstunden erleben. Es kommt zum Glück selten vor, doch an manchen Tagen ist auch mit dem Vertikalen Faulenzen kein Blumentopf zu gewinnen. Eine Abwandlung der Methode kann häufig doch noch den ersehnten Fisch bringen. Dazu wird der Köder mit 15-20 Metern deutlich weiter hinter dem Boot geführt. Zudem erhöht man die Schleppgeschwindigkeit, sodass man gerade noch Kontakt zum Boden halten kann. Das Blei rattert dabei wie verrückt über die Steine und der Köder imitiert einen flüchtenden Fisch. Die Bisse sind so brutal, dass es ratsam ist die Rute gut festzuhalten. Mit dem Vertikalen Faulenzen solltet ihr für die schwierigen Sommermonate gewappnet sein und etwas Leichtigkeit mit in den Herbst retten können. Ziehen die Weißfische in tieferes Wasser folgen ihnen die Zander und andere Methoden haben wieder die Nase vorn.