Handmade Raubfisch-Wobbler
In der Juli-August-Ausgabe von DER RAUBFISCH wurde zum Designer-Wettbewerb für einen Jerkbait von MT-Lures aufgerufen. Inzwischen wurde der Gewinner für den besten Handmade Raubfisch-Wobbler unter den massenweise tollen Entwürfen von einer Experten-Jury gekürt und ich hatte die einmalige Chance Christian Ozim kurz darauf zu interviewen. Und hier ist es… Viel Spaß damit!
Wie bist du zu diesem Hobby, Handmade Raubfisch-Wobbler herzustellen, gekommen?
Interesse am Köderbau hatte ich eigentlich schon als Jungangler, angeregt durch Artikel in Angelzeitschriften. Zu Beginn hab ich das dann vor allem beim Fliegenbinden ausgelebt. Vor etwa zwei Jahren haben mich dann die tollen Youtube-Tutorials von Mikko aka Solarfallbaits und Paul Adams, mit denen mich heute eine enge Internetfreundschaft verbindet, dazu inspiriert es wirklich selbst anzugehen.
Was ist dir an deinen Jerk-Wobbeln wichtig?
Pfuhh…Kreativität…Spaß am Bauen…etwas haben was nicht 0815 ist? Es ist wirklich schwer zu beschreiben warum ich mich immer wieder an die Werkbank setze. Seien wir uns ehrlich, es ist einfacher sich Köder im Laden zu kaufen, aber die Freude etwas zu schaffen, seine Techniken zu verbessern, vielleicht sogar Fische damit zu fangen…und zu leiden wenn man den Eigenbau mal im See versenkt ist etwas was man selbst erleben muss um es zu verstehen.
Woraus bestehen deine Wobbler und was ist dir an diesen Materialien wichtig?
Ich baue meine Köder aus Holz. Fichte, Buche, Balsa- alles wird verarbeitet. Dazu kommt natürlich noch (Airbrush)farbe, Epoxy, Folien und Blei bzw. Draht. Mit Holz, speziell Balsa, erreicht man Eigenschaften an Kunstködern die man mit keinem Kunststoff imitieren kann. Natürlich entstehen aber auch Nachteile, wie z.B. schlechtere Wurfeigenschaften bei leichten Balsaködern.
Wie lange benötigst du für die Herstellung eines Wobblers?
Das ist schwer zu pauschalisieren. Bei weichem Material und einfachen Formen sind es Minuten oder Stunden. Bei komplizierten Formen oder Schnitzereien kann sich ein Projekt auch über Tage ziehen.
Durch welche Design-Einflüsse gibst du dem Jerk-Wobbler sein spezifisches verhalten im Wasser?
Ähmmm…willst du eine eigene Webside über Kunstköderbau aufmachen ;-). Nein, Spaß beiseite, grob gesagt sind es Form, Bebleiung und gegebenenfalls Stellung und Form der Tauchschaufel. Aber wenn man es kompliziert angehen will sind auch Teilungen, Gelenke und Verzierungen Dinge die man sich überlegen muss.
Werden die einzelnen Muster und Formen auch von dir getestet?
Klar, da gibt’s dann die Kiste der Schande wo all die Kunstköder hinwandern die im Kopf viel besser waren als dann am Wasser. Geheimtipp: Sinkende Oberflächenköder- ein Garant für alle Raubfische
Muss ein Muster dir gefallen oder richtest du deine Muster nach ganz speziellen Erfahrungen oder Wissen über die Raubfische?
Sowohl als auch. Ich mag Naturdekors und deshalb verwende ich sehr gern natürliche Designs. Die Forellen stehen tief, also muss der Köder runter. Also bauen wir einen kleinen, silbrigen Tieftaucher. Ganz einfach oder? ☺
Was sind deine nächsten großen Vorhaben und Ziele mit deinen Wobblern?
Wie heißt es so schön „Die Gedanken sind frei“. Mich fasziniert schon lange der Baitball-Gedanke. Alabama Rig, Live Target Wobbler oder der gute alte Follow Me, warum kommen wir erst jetzt da drauf?
Köder die ohne Sideplaner vom Boot wegschwimmen… Geht das?
Endlich mal die Einladungen zum Huchenfischen einlösen und meine Wobbler verfeinern.
Neues Airbrushequipment, neu Schnitztechniken…wie war das mit den Ködern aus PU Schaum?
Soooo viel zu tun aber sooo wenig Zeit.
Kann man deine Wobbler auch schon irgendwo kaufen?
Es mehren sich die Anfragen, aber das ist eine Hürde die ich (jetzt) noch nicht nehmen will. Ich stehe jedem gern mit Rat und Tat zur Seite, der mit dem Basteln beginnen will und jeder der wegen mir dieses schöne Hobby für sich entdeckt gibt mir mehr als jeder Köder den ich verkaufen würde.
Welchen deiner Wobbler würdest du speziell für den Herbst empfehlen und warum?
Da sind wir wieder beim pauschalisieren…
Der Herbst ist heuer ungewöhnlich mild, weshalb sich nach meinen Beobachtungen die Fische in vielen Gewässern noch nicht in die Tiefe verzogen haben. Trotzdem wird es schön langsam Zeit, es etwas ruhiger angehen zu lassen und die aggressiven Köder aus dem Sommer einzumotten oder zumindest dezenter zu präsentieren. Einfach durchgekurbelt/ leicht getwitcht würd ich es jetzt auf Barsch noch mit einem Goldy Fighter, einem Rapala Jointed Shad Rap oder den guten alten Illex Squirrel versuchen. Bei den Hechten wär für mich jetzt ein sinkender Buster Jerk oder beim Schleppen eine schön flankende Grandma einen Versuch wert. Sollten sich die Fische dann doch schon in die tieferen Bereiche verabschiedet haben, dann geht’s mit Gummi. Hardbaits sind was Schönes, aber auch sie haben ihre Grenzen.
Was möchtest du sonst noch unbedingt zu diesem Thema loswerden?
Holt die Sägen und Feilen aus dem Keller und macht euch ans Köder bauen. Wenn so ein patscherter Hansl wie ich das schafft, dann könnt ihr das auch!!!
Vielen Dank für das Interview!